Snapchat führt neue Funktionen ein, Instagram kopiert sie – ein Aufschrei geht durch die (Online-)Welt: Ist das etwa das Ende des Facebook-Konkurrenten Snapchat? Hat Facebook es (wieder mal) geschafft und den Wettbewerb ausgehebelt?

Marketingmenschen dieser Welt diskutieren zu dem Thema und fast alle schwören bereits das Ende der Snapchat-Ära herbei. Doch wir sagen: Nein! Nein, Instagram wird trotz Kopieren vieler Funktionen Snapchat nicht auslöschen.

Grund dafür sind die Basics einer jeden Marketingvorlesung: Richte deine Kommunikation zielgruppenspezifisch aus. Jede Plattform hat seine eigenen Charakteristika. Und ganz wichtig: Bewege dich dort, wo sich deine Zielgruppe befindet.

Würden jene Marketingoberhäupter diverser Großunternehmen, die aktuell die Diskussionen um einen anstehenden „Snapchat-Tod“ vorantreiben, sich auf die vor langer Zeit erlernten Basics berufen, wäre eines klar: Instagram und Snapchat sind und bleiben trotz ähnlicher Funktionen zwei völlig verschiedene Kanäle mit sehr unterschiedlichen Nutzergruppen.

Instagram vs. Snapchat

Auf der einen Seite steht Instagram: Ein Netzwerk, indem die Welt noch rosarot aussieht (bzw. eher Regenbogenfarben-Einhorn-Pink). Perfekt geeignet für Menschen, die gern Details aus ihrem Leben teilen, sei es zum Thema Essen, Urlaub, Partys oder Wohnungseinrichtung. Das wichtigste bei Instagram? Alle Nutzer zeigen sich stets von ihrer Schokoladenseite. Filter stehen hoch oben auf der Tagesordnung und die Verwendung von Hashtags, also Schlagworten, sowieso. Die ganze Welt soll schließlich sehen, wie wunderschön mein neues Paar Nikes im Valencia- oder X-Pro-II-Filter erstrahlt.

Snapchat hingegen ist ein Messenger, durch den ich Nachrichten mit meinem Bekanntenkreis teile. Mitteilungen, sei es in Foto-, Video- oder Textform, werden privat an eine Person verschickt oder in einer Story mit der (Teil-)Öffentlichkeit geteilt. Teilöffentlichkeit? Ja, denn das Hinzufügen von neuen Nutzern ist bei Snapchat deutlich komplizierter als bei Instagram. Und nur diejenigen, die mir folgen und ich ebenfalls zu meiner Freundesliste hinzugefügt habe, können die veröffentlichten Stories sehen. Dadurch ist dieser Personenkreis deutlich kleiner als bei Instagram.

Insgesamt ist Snapchat deutlich schneller, bunter und vor allem kurzlebiger als Instagram. Nachrichten werden nach einigen Sekunden wieder gelöscht und es gibt nicht das, bei Instagram so beliebte, „fishing for likes“ – oder um es in Instagram-Sprache auszudrucken: #like4like.

Werbetoleranz

Snapchats User sind Werbung gegenüber relativ kritisch eingestellt, zumindest was die Nutzung von Marken- & Unternehmensaccounts betrifft. 82% der deutschen Nutzer folgen keinem Unternehmen. Wenn sie allerdings einem Markenaccount folgen, dann erwarten sie eine hohe Postingfrequenz und 52% der User wünschen sich täglich neue Inhalte. Snap Ads, d.h. Anzeigen innerhalb von Stories, werden als störend empfunden, wohingegen gesponsorte Filter (Geofilter & Lenses) nicht als Störfaktor wahrgenommen werden.[1] Das bedeutet konkret: Werbung über Accounts funktioniert auf Snapchat nur über Influencer, nicht über das eigene Unternehmensprofil.

Bei Instagram hingegen sind Anzeigen mittlerweile im Tagesgeschäft angekommen und auch Markenaccounts werden von den Nutzern akzeptiert.

Instagram & Snapchat für Energieversorger

Bei einem Schnell-Check der Social Media-Aktivitäten im Energieumfeld konnten wir feststellen, dass kein Energieversorger auf Snapchat vertreten ist. Und lediglich 2 der 19 untersuchten sind Energieversorger auf Instagram zu finden. Von diesen beiden Accounts wird nur einer ansatzweise plattformgerecht geführt: Das Instagram-Profil der Rhein Energie

Auch wenn Hashtags nicht korrekt eingesetzt werden, Links falsch platziert sind und die Bilder teilweise nicht authentisch wirken, sondern Werbebilder sind – immerhin gibt es ein Profil und es werden Fotos veröffentlicht. Fehlende Regelmäßigkeit und ein erweitertes Motivrepertoire sind zu kritisieren, aber beispielsweise lokale Hashtags wurden erkannt und zumindest in einigen Beiträgen angewandt.

Fazit

Fest steht: Es gibt großes Potenzial und Instagram bietet eine optimale Plattform für Energieversorger, um mit den Verbrauchern auf einem anderen Weg in Kontakt zu treten. Die Verbindung zwischen Unternehmen und Konsument kann bei Instagram relativ einfach hergestellt werden und User scheuen sich nicht davor, Markenaccounts zu folgen. Hier liegt für Unternehmen einer der wichtigsten Unterschiede zu Snapchat, abgesehen von der Zielgruppe an sich.

Dies zeigt aber auch ganz deutlich: Zwei, drei abgekupferte Funktionen kopieren nicht automatisch auch die gesamten Charakteristika einer Plattform. Snapchat ist ein funktionsreicher Messenger mit Fokus auf eher privaten Nachrichten, Instagram hingegen ein visuell geprägtes Foto- & Video-Netzwerk, das schwerpunktmäßig aus öffentlicher Kommunikation besteht.

Energieversorger müssen sich die Frage stellen: Wie möchte ich mit meinen Kunden kommunizieren und wer zählt zu meiner Zielgruppe? Denn dann wird schnell klar: Instagram und Snapchat sind keineswegs gleich einzusetzen! Instagram eignet sich hervorragend für die Kommunikation zwischen Versorger und Konsumenten, Snapchat aktuell eher weniger.

 

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[1] http://www.futurebiz.de/artikel/snapchat-studie-deutschland-funktionen-werbeformate-discover/

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