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DivestmentRWE verliert einen ihrer wichtigsten Investoren

Bild eines Braunkohlebaggers mit dem Schriftzug RWE vorne drauf.
Mit dem Braunkohleabbau und deren Verstromung gehört RWE zu den größten Klimakillern Europas. (Foto: glasseyes view / flickr.com, CC BY-SA 2.0)

Der norwegische Pensionsfonds will raus aus dem Geschäft mit der Kohle und RWE-Aktien im dreistelligen Millionenwert abstoßen. Damit verliert der Energiekonzern einen der wichtigsten Aktionäre und könnte wieder unruhigen Zeiten entgegensteuern.

13.06.2019 – Der norwegische Pensionsfonds ist der größte Staatfonds der Welt, mit einem verwalteten Vermögen von rund 930 Milliarden Euro. Geld, womit die norwegische Regierung Rentenansprüche und Sozialversicherungsgelder absichert. Damit sich das Geld im besten Falle mehrt, liegt ein Großteil des Geldes in Kapitalanlagen wie Aktien. Und bislang profitierte auch RWE von diesem mächtigen Fonds, dessen korrekte Bezeichnung Norway’s Government Pension Fund Global – kurz GPFG – lautet.

Laut Analysen der Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen Urgewald and Framtiden i våre hender (FIVH) betrugen die Investitionen des Staatsfonds – in Form von Aktien – an RWE Ende letzten Jahres 164 Millionen Euro. Neben den Städten Dortmund und Essen, sowie dem US-Amerikanischen Vermögensverwalter Blackrock, ist der norwegische Pensionsfonds damit einer der wichtigsten Investoren RWEs.

Doch Norwegen zeigt sich beim Klimaschutz immer ehrgeiziger. Ab 2025 sollen nur noch rein elektrisch betriebene Neuwagen zugelassen werden. Bereits 2030 will Norwegen klimaneutral sein. Dazu würden Investitionen in Kohleunternehmen nicht mehr passen. Deswegen hatte die norwegische Regierung bereits 2015 Kriterien zum Divestment aus Kohleunternehmen aufgestellt. Damals wurden Investitionen aus Unternehmen abgezogen deren Geschäft mit der Kohle oder Kohleverstromung mehr als 30 Prozent betrug.

Nun verschärft das norwegische Parlament noch einmal die Investitionsbedingungen ihres Staatsfonds und will künftig ebenso Unternehmen ausschließen, die über 10 GW Kohleverstromungskapazitäten besitzen oder jährlich über 20 Millionen Tonnen Kohle produzieren.

RWE könnten an der Börse unruhige Zeiten bevorstehen

Und die neuen Bedingungen treffen neben Uniper auch RWE. Aktuell besitzt der norwegische Pensionsfonds als viertgrößter Einzelaktionär noch 3,12 Prozent aller RWE-Aktien. Diese müsste Norwegen unter den neuen Bedingungen möglichst bald abstoßen. Dabei hatte der Fonds erst im letzten Jahr seine Beteiligung an RWE verdoppelt. Und dies zu einem Zeitpunkt, da die Aktie aufgrund der Geschehnisse im Hambacher Wald kräftig in den Keller sackte.

So büßte die RWE-Aktie innerhalb von zwei Wochen nach Beginn der Räumungen im September 2018 über 10 Prozent ihres Wertes ein. Das entspricht einem Börsenwert von 500 Millionen Euro. Inzwischen hat sich der Börsenwert des Energiekonzerns zwar wieder erholt, aber der Ausstieg eines so wichtigen Investors wie dem norwegischen Pensionsfonds könnte den Aktienverlauf wieder einmal empfindlich treffen.

Das weltweite Divestment schreitet voran

Dabei ist der GPFG nicht der einzige Aktionär, der sich Schritt für Schritt von RWE trennt. Große europäische Versicherungen, wie die Allianz, AXA und Generali ziehen ebenfalls ihre Investitionen aus RWE raus. Und im Gegensatz zu Dortmund und Essen gehen auch einige Städte diesen Weg. So hat die Stadt Bochum inzwischen zwei Drittel ihrer RWE-Aktien verkauft, Mühlheim an der Ruhr und Herne immerhin ein Drittel und der Kreis Siegen-Wittgenstein trennte sich kürzlich komplett von ihren RWE-Anteilen.

Für den norwegischen Staatsfonds indes geht es nicht nur darum 164 Millionen Euro aus RWE-Aktien abzustoßen. Insgesamt will die norwegische Regierung ein Divestment von 5,1 Milliarden Euro einleiten. Dabei trifft es vor allem die australische Kohleindustrie. Mit AGL Energy, BHP Billiton und South 32 will der GPFG gleich drei Energiekonzernen in Down Under Investitionen in Form von Aktien und Bonds entziehen. Allein der australischen Kohle entgehen damit 1,857 Milliarden Euro. mf


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